Der ideale Kontext
Als im März 2006 der Wettbewerb für den Neubau der Heinrich-Böll-Stiftung entschieden wurde, war die Überraschung groß: Das siegreiche Züricher Büro E2A war damals wohl nur intimen Kennern der jungen Schweizer Architekturszene ein Begriff. Inzwischen sieht das erste Projekt von Piet und Wim Eckert außerhalb der Schweiz der Fertigstellung entgegen – Ende September will die Stiftung ihre neue Zentrale in der Berliner Reinhardtstraße beziehen –, und auch in der Schweiz sind in den letzten zwei Jahren gleich mehrere Projekte der Brüder vollendet worden: Anlass genug, ihre Arbeit dem deutschen Publikum mit einer Ausstellung vorzustellen.
„Der ideale Kontext“ ist die Schau in der Architekturgalerie Werkraum an der Karl-Marx-Allee betitelt. Den langgestreckten Raum haben die Architekten in seiner Leere belassen – die Ausstellung findet in den beiden monumentalen Fensternischen des einstigen „Arbeiterpalastes“ statt. Diese füllen zwei schwarze „Diakästen“ aus; auf der linken Seite bestückt mit Dias, die Pläne der verschiedenen Projekte zeigen, auf der rechten mit Fotos der fertigen Gebäude. Damit die Zuordnung gelingt, gibt es für die Besucher einen „Hängeplan“.
„Idealer Kontext“ – der ironische Titel transportiert eine für die Schweizer Architektur neue Hinwendung zur Stadtlandschaft, wie sie vorzufinden ist: weg von der esoterisch anmutenden „Uhrmacher“-Detailarbeit, hin zu einer gelasseneren Materialisierung; statt „Widerstand“ gegen die Zwänge der Gegenwart Neugier auf das, was sich für die Architektur gewinnen lässt, wenn sie sich unterschiedlichen Einflusskräften öffnet. Beim Neubau für die Heinrich-Böll-Stiftung etwa hätten sie erst gar nicht versucht, auf Schweizer Qualitätsstandards zu beharren, so Piet Eckert. Mit dem gegebenen Budget seien vielmehr zwei Projekte in einem gedacht worden: mit einem eher ruppigen Ambiente in den Büroetagen und einem repräsentativen öffentlichen Bereich in der Beletage. Das konzeptgenerierende Bild, ins Seagram Building ein Farnsworth House zu implantieren, findet sich in der Schau als Teil einer Reihe von Mies-Montagen rekontextualisiert.